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Aktuelle Version vom 30. Juni 2021, 21:42 Uhr
Marilen Alvarez Palacios (5. November 1954 in Buenos Aires – 2016 in Nürtingen) war eine deutsch-argentinische Malerin, Bildhauerin und Kunstpädagogin. Nach einer Europareise in den Jahren 1990/1991 siedelte sie 1991 nach Deutschland um. Sie lebte und arbeitete zunächst in Filderstadt und später in Aichtal-Grötzingen im südlichen Großraum Stuttgart in Baden-Württemberg.[1][2]
Leben und Werk
Marilen Alvarez schloss 1972 zunächst eine Ausbildung als Grundschullehrerin in Argentinien ab.[1] Von 1973 bis 1975 studierte sie Bildende Kunst an der National-Universität von Cuyo in Mendoza, Argentinien.[1] Von 1982 bis 1986 durchlief sie eine Ausbildung zur Lehrerin für Bildhauerei an der Kunstakademie Prilidiano Pueyrredon in Buenos Aires.[1] 1990 studierte sie Schauspielkunst an der Universität Buenos Aires.[1] 1991 siedelte sie nach Deutschland um und studierte 1991 und 1992 an der Freien Kunstschule Stuttgart und 1993 an der Freien Kunstschule Nürtingen.[1]
Von 1983 bis 1985 wirkte Marilen Alvarez an einem Förderprojekt für Kinder in den Armenviertel von Buenos Aires mit.[1] Sie erteilte im Rahmen dieses Projektes Nachhilfeunterricht und wirkte bei der Freizeitgestaltung für diese Kinder mit.[1] 1988 unterrichtete sie künstlerisches Gestalten an der Klinik für Nerven- und Drogenkranke in Buenos Aires.[1] Seit ihrer Umsiedlung nach Deutschland engagierte sie sich in unterschiedlichen Funktionen – „als Dozentin, als Fördervereinsmitglied, als Kursteilnehmerin oder als Gesprächspartnerin, die an vielem interessiert war“[2] – in und für die 1989 gegründete Kunstschule Filderstadt.[2]
Marilen Alvarez hatte in ihrer bildenden Kunst einen hohen Reifegrad erreicht. Albrecht Weckmann, der ehemalige Leiter der Kunstschule Filderstadt, schilderte dies an dem für die Künstlerin typischen Fahrradbildzyklus wie folgt. Die Künstlerin nahm das Fahrrad, das schon in die Jahre gekommene Zivilisationshilfsmittel des Menschen in seiner sichtbaren Funktion an und kostete die Formenvielfalt dieses Gerätes genüsslich aus. Doch bereits in den ersten Werken dieser Serie findet viel mehr statt. Sie fokussiert, sie rückt Wichtiges in den Brennpunkt. Sie bietet Ausschnitte und beschränkt sich auf das in Ihren Augen Wesentliche. „Bewegungen, Achsen, Richtungen werden verstärkt, gleichzeitig auf wesentliche Elemente beschränkt. Hintergrund und Vordergrund heben sich so in dieser Bedeutung auf und das Bild wird zur homogenen Farb-Form-Flächengestalt. […]“ In ihren Werken stellt sich umfassende Farbharmonie und Formschönheit ein.[3] In ähnlicher Weise hatte die Künstlerin ihr Aktzeichnen und ihr bildhauerisches Wirken entwickelt. Sie schuf aus ihrem budhistischem Denken heraus die Figurenserie „Der Schüler und sein Meister“ über vier Stadien von einer konkreten zu einer abstrakten Darstellung hin. Marilen Alvarez nahm an Einzel- und Gruppenausstellungen in Argentinien, Deutschland und Belgien teil. Darüber hinaus hatte Sie Gemeinschaftsaustellungen mit der katalanischen Künstlergruppe Cingle Quatre um Angel Rigal, Tavi Algueró und Toni Tort in Deutschland und in Katalonien. Marilen Alvarez war von 1985 bis 1988 Mitglied der Künstlergruppen Agosto in Buenos Aires und seit 1995 Mitglied der Gruppe KüFi (Künstler der Filder) in Deutschland. Seit 2000 war sie Mitglied des Fördervereins der Kunstschule Filderstadt.
Marilen Alvarez litt viele Jahre an einer Autoimmunerkrankung, die sie weitgehend mit ihrem sozialen und künstlerischem Engagement verarbeitete und bewältigte. Sie starb 2016 bei einem Verkehrsunfall auf dem Weg zu ihrem Arzt in Nürtingen.[2] Ihr Mann Enrique Becker und der Förderverein der Kunstschule Filderstadt veräußerten 2018 Werke aus ihrem künstlerischen Nachlass zu Gunsten von Kunstprojekten und Kunstkursen für benachteiligte Kinder und Jugendliche sowie für Erwachsene mit geringem Einkommen.[2] Werke von Marilen Alvarez können in der Artothek der Kunstschule Filderstadt gegen eine entsprechende Gebühr an die heimischen vier Wände entliehen werden.[4]
Ausstellungen in Auswahl
1986–1990 | Zeichnungen und Malerei in verschiedenen Galerien in Buenos Aires |
1992 | Sparkasse Pforzheim (Linoldrucke) |
Kunstschule Filderstadt (Zeichnungen, Linoldrucke, Collagen und Reliefs) | |
Galerie Altes Rathaus Musberg (Zeichnungen, Linoldrucke, Collagen und Reliefs) | |
Pädagogische Hochschule Karlsruhe (Malerei, Grafik und Collagen) | |
Verwaltungsgericht Stuttgart (Ausstellung Zeitgenössische Malerei aus Lateinamerika) | |
1993 | Karlsruhe, Havanna Kulturzentrum (Malerei) |
Berlin, Beeskow's Burg (Tage der Argentinischen Kultur 1993, Malerei) | |
Kunstschule Filderstadt (Malerei) | |
1994 | Olot, Spanien Prov. Girona, Galerie Art i Traca (Malerei) |
Landesbildstelle Stuttgart (Malerei) | |
Forum Stuttgart (Ausstellung im Rahmen der Argentinischen Kulturwoche) | |
1995 | Buenos Aires, Centro Cultural Recoleta (Wettbewerb Junge Maler mit Bollini) |
Olot, Spanien Prov. Girona, Galerie La Carbonera (Malerei) | |
Castellfollit de la Roca, Spanien Prov. Girona (Malerei) | |
Olot, Spanien Prov. Girona, Galerie Art i Traca (Malerei) | |
IKK Stuttgart (Malerei) | |
1996 | Landesbildstelle Stuttgart (Malerei) |
Filderstadt, Sielminger Bank (Malerei) | |
Mettlach-Tünsdorf, Deutsch Argentinische Gesellschaft Mettlach (Malerei) | |
1997 | Deutsch Argentinische Kulturwochen Saarbrücken (Malerei) |
Saarbrücken, Novotel (Malerei) | |
Kunstzentrum Bosener Mühle, Saarland (Malerei) | |
Frankfurt, Argentinisches Generalkonsulat, Argentinische Künstlerinnen in Süddeutschland (Malerei) | |
Filderstadt, Alte Mühle – Kultur & Kommunikationszentrum (Malerei) | |
1998 | Stuttgart, Inter Art Galerie (Malerei) |
1999 | Frankfurt, Ka Eins Galerie im Ökohaus (Malerei) |
Neckarwestheim, Galerie des GKN (Malerei) | |
2001 | Leinfelden-Echterdingen, Treff Zehntscheuer (Malerei) |
2001-2002 | Ausstellung Lateinamerikanischer Künstler (Malerei) in: |
Montmatre Flair, Bad Wimpfen | |
Rathaus, Stuttgart | |
Amt für Kultur, Böblingen | |
VHS, Ludwigsburg | |
Künstlerinnen Württembergs e.V, Stuttgart | |
Hotel Artemis, Gerlingen | |
Hewlett Packard, Böblingen | |
2002 | C. Wollhaf Gastroservices, Airport Stuttgart (Malerei) |
2003 | Kunst in der Zehntscheuer, Leinfelden-Echterdingen (Malerei) |
Schutzgemeinschaft Filder (Malerei) | |
2005-2006 | Ausstellung Argentinien organisiert von der Argentinischen Botschaft und dem Argentinischen Kreis Sindelfingen (Malerei) in: |
Rathaus, Stuttgart | |
Volksbank, Waiblingen | |
Amtsgericht, Stuttgart | |
2006 | Stadtgalerie, Filderstadt (Malerei) |
2007 | Stadtgalerie, Filderstadt (Bildhauerei) |
2008 | Bernhäuser Bank, Filderstadt (Plastiken, Bildhauerei) |
Literatur
- Marilen Alvarez Palacios – Bild, Symbol, Gefühl (Kunstkatalog mit zahlreichen Werkabbildungen mit Texten versehen von Albrecht Weckmann, 43 Seiten, Gesamtherstellung Petra Neubert), Nachdruck 2020.
- Künstlerin-Nachlass soll Benachteiligte fördern. In: Esslinger Zeitung. 20. Januar 2018 (auf archive.org).
- Nachlass der Künstlerin Marilen Alvarez-Palacios: In: Filder Extra Wochenblatt vom 24. Januar 2018 (Stadtmagazin Filderstadt, archiviert auf archive.org).
Weblinks
Quellen
- Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 Marilen Alvarez Palacios. In: Kunstkatalog Bild, Symbol, Gefühl; Nachdruck 2020.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Marilen Alvarez Palacios. In: Filder Extra Wochenblatt; 2018.
- ↑ Albrecht Weckmann: Zyklus Rad. In: Marilen Alvarez Palacios – Bild, Symbol, Gefühl. (Das direkte wie die indirekten Zitate dieses Abschnittes gehen auf Albrecht Weckmann zurück. Die Zitate gehen auf eine Rede zur Eröffnung einer Ausstellung von Marilen Alvarez Palacios am 20. September 1996 in der Sielminger Bank in Filderstadt zurück.).
- ↑ Artothek der Kunstschule Filderstadt
NAME | Alvarez Palacios, Marilen |
ALTERNATIVNAMEN | Alvarez, Marilen |
KURZBESCHREIBUNG | deutsch-argentinische Malerin, Bildhauerin und Kunstpädagogin |
GEBURTSDATUM | 5. November 1954 |
GEBURTSORT | Buenos Aires, Argentinien |
STERBEDATUM | 2016 |
STERBEORT | Nürtingen, Deutschland |