Chronik der Soziologie: Unterschied zwischen den Versionen
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*1900: Der deutsche Kulturphilosoph und Mitbegründer der formalen Soziologie ''Georg Simmel'' (1858–1918) veröffentlicht sein Opus magnum "Philosophie des Geldes", wie die Geldwirtschaft sich immer mehr verselbstständigt und schließlich alle anderen Daseinszwecke in den Schatten stellt. <ref>[http://www.tagesspiegel.de/kultur/philosophie-ein-gott-namens-geld/1177826.html Ein Gott namens Geld, 1.März 2008, Tagesspiegel]</ref> | *1900: Der deutsche Kulturphilosoph und Mitbegründer der formalen Soziologie ''Georg Simmel'' (1858–1918) veröffentlicht sein Opus magnum "Philosophie des Geldes", wie die Geldwirtschaft sich immer mehr verselbstständigt und schließlich alle anderen Daseinszwecke in den Schatten stellt. <ref>[http://www.tagesspiegel.de/kultur/philosophie-ein-gott-namens-geld/1177826.html Ein Gott namens Geld, 1.März 2008, Tagesspiegel]</ref> | ||
*1902: Der US-amerikanische Soziologe ''Charles Cooley'' (1864-1929) schreibt "Human Nature and the Social Order" | *1902: Der US-amerikanische Soziologe ''Charles Cooley'' (1864-1929) schreibt "Human Nature and the Social Order" | ||
*1904/5: ''Max Weber'' (1864-1920) veröffentlicht sein wohl bekanntestes Werk "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" | *1904/5: Der Deutsche ''Max Weber'' (1864-1920) veröffentlicht sein wohl bekanntestes Werk "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" | ||
*1907-1911: "Ehernes Gesetz der Oligarchie" des Deutschen ''Robert Michels'' (1876-1936): Führungsgruppen in politischen und gesellschaftlichen Organisationen orientieren sich an ihren eigenen Interessen und suchen vor allem persönliche Vorteile. <ref>[http://www.politischesoziologie.de/theorien/ehernes-gesetz-der-oligarchie-robert-michels/ Politische Soziologie.de]</ref> | *1907-1911: "Ehernes Gesetz der Oligarchie" des Deutschen ''Robert Michels'' (1876-1936): Führungsgruppen in politischen und gesellschaftlichen Organisationen orientieren sich an ihren eigenen Interessen und suchen vor allem persönliche Vorteile. Er emigriert später nach Italien und wird Faschist.<ref>[http://www.politischesoziologie.de/theorien/ehernes-gesetz-der-oligarchie-robert-michels/ Politische Soziologie.de]</ref> | ||
*1916: Der italienische Volkswirt und Soziologe ''Vilfredo Pareto'' (1848-1923) bringt seine "Allgemeine Soziologie" heraus. | *1916: Der italienische Volkswirt und Soziologe ''Vilfredo Pareto'' (1848-1923) bringt seine "Allgemeine Soziologie" heraus. | ||
*1922: "Wirtschaft und Gesellschaft" | *1922: "Wirtschaft und Gesellschaft" von ''Max Weber'' (1864-1920) wird postum veröffentlicht. | ||
*1925: ''Karl Mannheim'' (1893-1947) | *1925: Der deutschsprachige Budapester Jude ''Karl Mannheim'' (1893-1947) schreibt "Das Problem einer Soziologie des Wissens" | ||
*1927: ''Pitirim Sorokin'' (1889-1968), ein russischer Exilant, der von Lenin schon zum Tode verurteilt worden war, veröffentlicht in den USA "Social Mobility". Er propagiert den Altruismus. | *1927: ''Pitirim Sorokin'' (1889-1968), ein russischer Exilant, der von Lenin schon zum Tode verurteilt worden war, veröffentlicht in den USA "Social Mobility". Er propagiert den Altruismus. | ||
*1928: "Thomas-Theorem" vom US-amerikanischen Soziologen und Philologen ''William Isaac Thomas'' (1863–1947) | *1928: "Thomas-Theorem" vom US-amerikanischen Soziologen und Philologen ''William Isaac Thomas'' (1863–1947) | ||
*1928: ''Pitirim Sorokin'': "Die Soziologie der Revolution" | *1928: ''Pitirim Sorokin'',s.o.: "Die Soziologie der Revolution" | ||
*1929: "Aufstand der Massen" des sehr elitär denkenden konservativen spanischen Philosophen, Soziologen und Essayisten ''José Ortega y Gasset'' (1883-1955) | *1929: "Aufstand der Massen" des sehr elitär denkenden konservativen spanischen Philosophen, Soziologen und Essayisten ''José Ortega y Gasset'' (1883-1955) | ||
*1930: Der deutsche Journalist, Soziologe, Filmtheoretiker und Geschichtsphilosoph ''Siegfried Kracauer'' (1889-1966) erforscht in "Die Angestellten" den Alltag | *1930: Der deutsche Journalist, Soziologe, Filmtheoretiker und Geschichtsphilosoph ''Siegfried Kracauer'' (1889-1966) erforscht in "Die Angestellten" den Alltag | ||
*1932: ''Theodor Geiger'' (1891-1952) | *1932: Der Deutsche ''Theodor Geiger'' (1891-1952) schreibt "Die soziale Schichtung des deutschen Volkes" | ||
*1937: ''Talcott Parsons'' (1907-1979): "The Structure of Social Action" | *1937: Der US-Amerikaner ''Talcott Parsons'' (1907-1979): "The Structure of Social Action" | ||
*1939: Der deutsch-englische Soziologe ''Norbert Elias'' (1897-1990) schreibt eine Kulturgeschichte vom Mittelalter bis zur Neuzeit "Der Prozess der Zivilisation" | *1939: Der deutsch-englische Soziologe ''Norbert Elias'' (1897-1990) schreibt eine Kulturgeschichte vom Mittelalter bis zur Neuzeit "Der Prozess der Zivilisation" | ||
*1940: ''Arnold Gehlen'' (1904-1976) | *1940: Der Deutsche ''Arnold Gehlen'' (1904-1976) definiert in "Der Mensch" diesen als Mängelwesen mit biolgischer Sonderstellung. | ||
*1944: "Zwei Stufen Theorie der Kommunikation": ''Paul Lazarsfeld'' (1901-1976) begründet mit „Wahlen und Wähler. Soziologie des Wahlverhaltens“ über die amerikanische Präsidentschaftswahl 1940 die mikrosoziologische Denkrichtung. Er prägt den Begriff "Meinungsführer" und Mitläufereffekt. | *1944: "Zwei Stufen Theorie der Kommunikation": ''Paul Lazarsfeld'', USA, (1901-1976) begründet mit „Wahlen und Wähler. Soziologie des Wahlverhaltens“ über die amerikanische Präsidentschaftswahl 1940 die mikrosoziologische Denkrichtung. Er prägt den Begriff "Meinungsführer" und Mitläufereffekt. | ||
*1947: Der deutsche Filmkritiker und Soziologe ''Siegfried Kracauer'' (1889-1966) verfasst "Von Caligari zu Hitler" | *1947: Der deutsche Filmkritiker und Soziologe ''Siegfried Kracauer'' (1889-1966) verfasst "Von Caligari zu Hitler" | ||
*1949: ''Georges Bataille'' (1897–1962): "Der verfemte Teil" | *1949: Der Franzose ''Georges Bataille'' (1897–1962): "Der verfemte Teil" | ||
*1949: ''Robert K. Merton'' (1910–2003), USA: "Social Theory and Social structure". Er prägt den Begriff "Bezugsgruppe", an denen sich der Einzelne orientiert. | *1949: ''Robert K. Merton'' (1910–2003), USA: "Social Theory and Social structure". Er prägt den Begriff "Bezugsgruppe", an denen sich der Einzelne orientiert. | ||
*1950: ''David Riesman'' (1909–2002) schreibt mit "Die einsame Masse" einen Bestseller. Seiner Ansicht nach gibt es keine Machtelite, sondern ein pluralistisches Gegeneinander von „Veto-Gruppen" | *1950: Der US-Amerikaner ''David Riesman'' (1909–2002) schreibt mit "Die einsame Masse" einen Bestseller. Seiner Ansicht nach gibt es keine Machtelite, sondern ein pluralistisches Gegeneinander von „Veto-Gruppen" | ||
*1951: Der Kanadier ''Marshall McLuhan'' (1911-1980): "Die mechanische Braut: Volkskultur des industriellen Menschen" | *1951: Der Kanadier ''Marshall McLuhan'' (1911-1980): "Die mechanische Braut: Volkskultur des industriellen Menschen" | ||
*1956: ''Charles Wright Mills'' (1916-1962): "Machtelite" | *1956: ''Charles Wright Mills'', USA (1916-1962): "Machtelite" | ||
*1956: ''Shmuel Eisenstadt'' (1923-2010) | *1956: Der Israeli ''Shmuel Eisenstadt'' (1923-2010) veröffentlicht "Generationengruppen und Gesellschaftsstruktur" | ||
*1957: ''Hartmut Schelsky'' (1912–1984) | *1957: Der Deutsche ''Hartmut Schelsky'' (1912–1984) warnt in "Die skeptische Generation" vor dem Anspruchsdenken des entmündigten Bürgers. | ||
*1958: ''Ralf Dahrendorf'' (1929-2009) | *1958: Der deutsche Liberale ''Ralf Dahrendorf'' (1929-2009) schreibt seinen "Homo Soziologicus". | ||
*1959: Der kanadische Sozialwissenschaftler ''Erving Goffman'' (1922-1982) entwickelt in seinem Bestseller "Wir alle spielen Theater" seine Sicht der öffentlichen Interaktion. | *1959: Der kanadische Sozialwissenschaftler ''Erving Goffman'' (1922-1982) entwickelt in seinem Bestseller "Wir alle spielen Theater" seine Sicht der öffentlichen Interaktion. | ||
*1962: Die Habilitationsschrift von ''Jürgen Habermas'' (*1929) wird als "Strukturwandel der Öffentlichkeit" veröffentlicht. | *1962: Die Habilitationsschrift von ''Jürgen Habermas'' (*1929), Deutschland, wird als "Strukturwandel der Öffentlichkeit" veröffentlicht. | ||
*1962: ''Marshall McLuhan'': "Die Gutenberg-Galaxis: Das Ende des Buchzeitalters" | *1962: ''Marshall McLuhan'',s.o.: "Die Gutenberg-Galaxis: Das Ende des Buchzeitalters" | ||
*1964: ''McLuhan'' veröffentlicht "Understanding Media" mit dem Schlagwort „Das Medium ist die Botschaft“ | *1964: ''McLuhan'' veröffentlicht "Understanding Media" mit dem Schlagwort „Das Medium ist die Botschaft“ | ||
*1968: Die US-amerikanischen Soziologen ''Robert K. Merton'' und seine Ehefrau ''Harriet Zuckerman'' (* 1937) postulieren den nach dem Evangelisten benannten "Matthäus-Effekt", Erfolg schafft größeren Erfolg | *1968: Die US-amerikanischen Soziologen ''Robert K. Merton'' und seine Ehefrau ''Harriet Zuckerman'' (* 1937) postulieren den nach dem Evangelisten benannten "Matthäus-Effekt", Erfolg schafft größeren Erfolg | ||
*1968: ''Jürgen Habermas'': "Erkenntnis und Interesse" | *1968: ''Jürgen Habermas'',s.o.: "Erkenntnis und Interesse" | ||
*1968: ''Ralf Dahrendorf'' veröffentlicht "Essays in the Theory of Society"; Am Rande des Freiburger FDP-Bundesparteitags diskutiert | *1968: ''Ralf Dahrendorf'' veröffentlicht "Essays in the Theory of Society"; Am Rande des Freiburger FDP-Bundesparteitags diskutiert er mit Rudi Dutschke auf einem Autodach. Er wird 1969-70 Mitglied des Deutschen Bundestages und Staatsminister im Auswärtigen Amt für die FDP, 1987 tritt er aus der Partei aus. | ||
*1970er: "Schweigespirale" ist eine von der Demoskopin ''Elisabeth Noelle-Neumann'' ( 1916-2010) formulierte Theorie der öffentlichen Meinung. | *1970er: "Schweigespirale" ist eine von der konservativen deutschen Demoskopin ''Elisabeth Noelle-Neumann'' ( 1916-2010) formulierte Theorie der öffentlichen Meinung. | ||
*1971: ''Niklas Luhmann'' (1927-1998) und ''Jürgen Habermas'' (* 1929): "Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie. Was leistet die Systemforschung?" | *1971: Die Deutschen ''Niklas Luhmann'' (1927-1998) und ''Jürgen Habermas'' (* 1929): "Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie. Was leistet die Systemforschung?" | ||
*1971: ''Elizabeth Janeway'' (1913-2005): "Man’s World, Woman’s Place: A Study of Social Mythology." | *1971: ''Elizabeth Janeway'' (1913-2005), USA: "Man’s World, Woman’s Place: A Study of Social Mythology." | ||
*1973: ''Mark S. Granovetter'' (*1943) schreibt den einflussreichen Aufsatz „The Strength of Weak Ties“ über soziale Netzwerke. | *1973: Der Amerikaner ''Mark S. Granovetter'' (*1943) schreibt den einflussreichen Aufsatz „The Strength of Weak Ties“ über soziale Netzwerke. | ||
*1973: ''Daniel Bell'' (1919-2011): "Die nachindustrielle Gesellschaft" | *1973: ''Daniel Bell'' (1919-2011), USA: "Die nachindustrielle Gesellschaft" | ||
*1975: ''Alice Schwarzer'' (* 1942) | *1975: Die deutsche Feministin ''Alice Schwarzer'' (* 1942) schreibt "Der kleine Unterschied und die Folgen" | ||
*1976: ''Jean Baudrillard'' (1929-2007) | *1976: Der Franzose ''Jean Baudrillard'' (1929-2007) veröffentlicht sein "Der symbolische Tausch und der Tod" | ||
*1977: Der aggressive linke Poststrukturalist ''Michel Foucault'' (1926-1984) schreibt "Überwachen und Strafen".<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13679796.html DER SPIEGEL 14/1993 - Der Mensch verschwindet]</ref> | *1977: Der aggressive linke Poststrukturalist ''Michel Foucault'' (1926-1984), ein internationaler Medienstar aus Frankreich, schreibt "Überwachen und Strafen".<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13679796.html DER SPIEGEL 14/1993 - Der Mensch verschwindet]</ref> | ||
*1979: Der französische Soziologe und Sozialphilosoph ''Pierre Bourdieu'' (1930-2002) erläutert in "Die feinen Unterschiede" seine Gedanken zum "Habitus" | *1979: Der französische Soziologe und Sozialphilosoph ''Pierre Bourdieu'' (1930-2002) erläutert in "Die feinen Unterschiede" seine Gedanken zum "Habitus" | ||
*1979: Wissenschaftssoziologische Studie "Laboratory Life: The Social Construction of Scientific Facts" des Franzosen ''Bruno Latour'' (*1947) und Briten ''Stephen Woolgar'' (* 1950) . | *1979: Wissenschaftssoziologische Studie "Laboratory Life: The Social Construction of Scientific Facts" des Franzosen ''Bruno Latour'' (*1947) und Briten ''Stephen Woolgar'' (* 1950) . | ||
*80er: Die "Akteur-Netzwerk-Theorie" wird von ''Michel Callon'' | *80er: Die "Akteur-Netzwerk-Theorie" wird von den Franzosen ''Michel Callon'' (*1945) und ''Bruno Latour'' (*1947) sowie dem Briten ''John Law'' (* 1946) ausgearbeitet | ||
*1981: ''Jürgen Habermas'',s.o. publiziert "Theorie des kommunikativen Handelns" | *1981: ''Jürgen Habermas'',s.o. publiziert "Theorie des kommunikativen Handelns" | ||
*1984: "Paradigmawechsel der Systemtheorie“: "Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie" von ''Niklas Luhmann'' beschreibt funktionalstrukturalistische Theorie sozialer Kommunikationssysteme | *1984: "Paradigmawechsel der Systemtheorie“: "Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie" von ''Niklas Luhmann'' beschreibt funktionalstrukturalistische Theorie sozialer Kommunikationssysteme | ||
*1985: ''Neil Postman'' (1931-2003): "Wir amüsieren uns zu Tode" | *1985: ''Neil Postman'' (1931-2003),USA: "Wir amüsieren uns zu Tode" | ||
*1985: ''Jürgen Habermas'',s.o. veröffentlicht "Die neue Unübersichtlichkeit" | *1985: ''Jürgen Habermas'',s.o. veröffentlicht "Die neue Unübersichtlichkeit" | ||
*1986: ''Ulrich Beck'' (* 1944): "Risikogesellschaft | *1986: Der weltbekannte Deutsche ''Ulrich Beck'' (* 1944): "Risikogesellschaft | ||
*1987: ''Norbert Elias'' | *1987: ''Norbert Elias'' ,s.o. schreibt mit 89 "Die Gesellschaft der Individuen" | ||
*1991: Der US-amerikanische Soziologe ''Steven Goldberg'' (* 1941) veröffentlicht sein Werk "When Wish Replaces Thought: Why So Much of What You Believe Is False" | *1991: Der US-amerikanische Soziologe ''Steven Goldberg'' (* 1941) veröffentlicht sein Werk "When Wish Replaces Thought: Why So Much of What You Believe Is False" | ||
*1991: Der US-amerikanischer Soziologe ''James Samuel Coleman'' (1926- 1995) schafft das Bild der Coleman'schen Badewanne | *1991: Der US-amerikanischer Soziologe ''James Samuel Coleman'' (1926- 1995) schafft das Bild der Coleman'schen Badewanne | ||
*1993: ''George Ritzer'' (* 1940): McDonaldisierungs-These als Erweiterung des Weberschen Rationalisierungsprozesses. | *1993: ''George Ritzer'' (* 1940),USA: McDonaldisierungs-These als Erweiterung des Weberschen Rationalisierungsprozesses. | ||
*1993: "Matilda-Effekt": Die US-amerikanische Wissenschaftshistorikerin [[Margaret W. Rossiter]] (* 1944) postuliert einen nach der US-amerikanischen Frauenrechtlerin [[Matilda Joslyn Gage]] (1826-1898) benannten frauenfeindlichen Drang, Leistungen von Frauen zu bagatellisieren oder totzuschweigen. | *1993: "Matilda-Effekt": Die US-amerikanische Wissenschaftshistorikerin [[Margaret W. Rossiter]] (* 1944) postuliert einen nach der US-amerikanischen Frauenrechtlerin [[Matilda Joslyn Gage]] (1826-1898) benannten frauenfeindlichen Drang, Leistungen von Frauen zu bagatellisieren oder totzuschweigen. | ||
*1994: Die US-Psychologen ''Richard Herrnstein'' (1930-1994) und ''Charles Murray'' (* 1943) schreiben das kontroverse Werk "The Bell Curve" | *1994: Die US-Psychologen ''Richard Herrnstein'' (1930-1994) und ''Charles Murray'' (* 1943) schreiben das kontroverse Werk "The Bell Curve" | ||
*1994: ''Peter Gross'' (* 1941) | *1994: Der Schweizer ''Peter Gross'' (* 1941) veröffentlicht "Die Multioptionsgesellschaft" | ||
*1996: ''Pierre Bourdieu'', s.o.: "Über das Fernsehen" | *1996: ''Pierre Bourdieu'', s.o.: "Über das Fernsehen" | ||
*1996: Der spanische Soziologe ''Manuel Castells'' (* 1942), ursprünglich Marxist, wird mit "Das Informationszeitalter" zum internationalen Star. 2012 bekommt er den Holberg-Preis, 2013 den Balzan-Preis. | *1996: Der spanische Soziologe ''Manuel Castells'' (* 1942), ursprünglich Marxist, wird mit "Das Informationszeitalter" zum internationalen Star. 2012 bekommt er den Holberg-Preis, 2013 den Balzan-Preis. | ||
*1997: ''Niklas Luhmann'': "Die Gesellschaft der Gesellschaft" | *1997: ''Niklas Luhmann'': "Die Gesellschaft der Gesellschaft" | ||
*1998: Der Naturwissenschaftler ''Alan Sokal'' (* 1955) kritisiert die Soziologen in "Eleganter Unsinn. Wie die Denker der Postmoderne die Wissenschaften mißbrauchen" scharf. | *1998: Der US-Naturwissenschaftler ''Alan Sokal'' (* 1955) kritisiert die Soziologen in "Eleganter Unsinn. Wie die Denker der Postmoderne die Wissenschaften mißbrauchen" scharf. | ||
=== 21. Jahrhundert === | === 21. Jahrhundert === |
Version vom 17. November 2014, 02:56 Uhr
Chronik der Soziologie (teilweise auch Politologie)
Antike und Mittelalter
- 13. Jahrhundert: Der chinesische Historiker Ma Duanlin (1245-1322) argumentiert soziologisch
- ca. 1380: Der Tunesier Ibn Khaldun (1332-1406) schreibt in "Muqqadimah" Geschichte sehr soziologisch.
Neuzeit
Bis 1900
- 1767: Der Schotte Adam Ferguson (1723-1816) untersucht in "An Essay on the History of Civil Society" soziale Interaktion.
- 1780: Der französische Priester und Staatsmann Emmanuel Joseph Sieyès (1748-1836), der in der Anfangsphase der Revolution eine große Rolle spielt, erfindet den Neologismus "Soziologie", veröffentlicht aber seine Aufzeichnungen nicht. [1]
- 1813: Der französische Sozialreformer Henri de Saint-Simon (1760-1825) veröffentlicht "Physiologie Sociale"
- 1835: Der belgische Astronom und Statistiker Adolphe Quetelet (1796-1874) veröffentlicht sein Werk "Über den Menschen und die Entwicklung seiner Fähigkeiten"; er begründet auch die Kriminologie und erfindet den Body Mass Index.
- 1837: Die Engländerin Harriet Martineau (1802-1876) schreibt "Society in America"
- 1838: Der französische Positivist Auguste Comte (1798-1857) entwirft eine neue Wissenschaft und macht den Begriff "Soziologie" bekannt. Er ist bipolar gestört und oft in Heilanstalten.[2]
- 1851: Der englische Sozialphilosoph Herbert Spencer (1820–1903) schreibt "Social Statics". Spencer prägt 1861 auch den Begriff "survival of the fittest".
- 1881: Der Franzose Pierre Guillaume Frédéric le Play (1806-1882) gründet die Zeitschrift "Reform sociale"
- 1885: Der polnische Jude Ludwig Gumplowicz (1838-1909) schreibt das darwinistische "Der Rassenkampf"
- 1887: "Gemeinschaft und Gesellschaft" wird vom deutschem Soziologem, Nationalökonomen und Philosophen Ferdinand Tönnies (1855-1936) veröffentlicht.
- 1894: Der schwarze Politiker W. E. B. Du Bois (1868–1963): The Philadelphia negro
- 1895: Der konservative Franzose Gustave le Bon (1841-1931) schreibt das grundlegende Werk der Massenpsychologie "Psychologie der Massen"
- 1895: "The American Journal of Sociology" wird von Albion Woodbury Small (1854-1926) gegründet
- 1897: Der Franzose Emile Durkheim (1858-1917) schreibt "Studie über den Selbstmord"
- 1898: Zeitschrift "L'Année Sociologique" wird von dem französischen Soziologen und Ethnologen Émile Durkheim (1858-1917) gegründet.
- 1899: Der US-amerikanische Ökonom und Soziologe norwegischer Abstammung Thorstein Veblen (1857-1929) schreibt "Die Theorie der feinen Leute" übt scharfe Kritik an den Reichen wegen ihres Geltungskonsums und ihrer Faulheit.
20. Jahrhundert
- 1900: Der deutsche Kulturphilosoph und Mitbegründer der formalen Soziologie Georg Simmel (1858–1918) veröffentlicht sein Opus magnum "Philosophie des Geldes", wie die Geldwirtschaft sich immer mehr verselbstständigt und schließlich alle anderen Daseinszwecke in den Schatten stellt. [3]
- 1902: Der US-amerikanische Soziologe Charles Cooley (1864-1929) schreibt "Human Nature and the Social Order"
- 1904/5: Der Deutsche Max Weber (1864-1920) veröffentlicht sein wohl bekanntestes Werk "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus"
- 1907-1911: "Ehernes Gesetz der Oligarchie" des Deutschen Robert Michels (1876-1936): Führungsgruppen in politischen und gesellschaftlichen Organisationen orientieren sich an ihren eigenen Interessen und suchen vor allem persönliche Vorteile. Er emigriert später nach Italien und wird Faschist.[4]
- 1916: Der italienische Volkswirt und Soziologe Vilfredo Pareto (1848-1923) bringt seine "Allgemeine Soziologie" heraus.
- 1922: "Wirtschaft und Gesellschaft" von Max Weber (1864-1920) wird postum veröffentlicht.
- 1925: Der deutschsprachige Budapester Jude Karl Mannheim (1893-1947) schreibt "Das Problem einer Soziologie des Wissens"
- 1927: Pitirim Sorokin (1889-1968), ein russischer Exilant, der von Lenin schon zum Tode verurteilt worden war, veröffentlicht in den USA "Social Mobility". Er propagiert den Altruismus.
- 1928: "Thomas-Theorem" vom US-amerikanischen Soziologen und Philologen William Isaac Thomas (1863–1947)
- 1928: Pitirim Sorokin,s.o.: "Die Soziologie der Revolution"
- 1929: "Aufstand der Massen" des sehr elitär denkenden konservativen spanischen Philosophen, Soziologen und Essayisten José Ortega y Gasset (1883-1955)
- 1930: Der deutsche Journalist, Soziologe, Filmtheoretiker und Geschichtsphilosoph Siegfried Kracauer (1889-1966) erforscht in "Die Angestellten" den Alltag
- 1932: Der Deutsche Theodor Geiger (1891-1952) schreibt "Die soziale Schichtung des deutschen Volkes"
- 1937: Der US-Amerikaner Talcott Parsons (1907-1979): "The Structure of Social Action"
- 1939: Der deutsch-englische Soziologe Norbert Elias (1897-1990) schreibt eine Kulturgeschichte vom Mittelalter bis zur Neuzeit "Der Prozess der Zivilisation"
- 1940: Der Deutsche Arnold Gehlen (1904-1976) definiert in "Der Mensch" diesen als Mängelwesen mit biolgischer Sonderstellung.
- 1944: "Zwei Stufen Theorie der Kommunikation": Paul Lazarsfeld, USA, (1901-1976) begründet mit „Wahlen und Wähler. Soziologie des Wahlverhaltens“ über die amerikanische Präsidentschaftswahl 1940 die mikrosoziologische Denkrichtung. Er prägt den Begriff "Meinungsführer" und Mitläufereffekt.
- 1947: Der deutsche Filmkritiker und Soziologe Siegfried Kracauer (1889-1966) verfasst "Von Caligari zu Hitler"
- 1949: Der Franzose Georges Bataille (1897–1962): "Der verfemte Teil"
- 1949: Robert K. Merton (1910–2003), USA: "Social Theory and Social structure". Er prägt den Begriff "Bezugsgruppe", an denen sich der Einzelne orientiert.
- 1950: Der US-Amerikaner David Riesman (1909–2002) schreibt mit "Die einsame Masse" einen Bestseller. Seiner Ansicht nach gibt es keine Machtelite, sondern ein pluralistisches Gegeneinander von „Veto-Gruppen"
- 1951: Der Kanadier Marshall McLuhan (1911-1980): "Die mechanische Braut: Volkskultur des industriellen Menschen"
- 1956: Charles Wright Mills, USA (1916-1962): "Machtelite"
- 1956: Der Israeli Shmuel Eisenstadt (1923-2010) veröffentlicht "Generationengruppen und Gesellschaftsstruktur"
- 1957: Der Deutsche Hartmut Schelsky (1912–1984) warnt in "Die skeptische Generation" vor dem Anspruchsdenken des entmündigten Bürgers.
- 1958: Der deutsche Liberale Ralf Dahrendorf (1929-2009) schreibt seinen "Homo Soziologicus".
- 1959: Der kanadische Sozialwissenschaftler Erving Goffman (1922-1982) entwickelt in seinem Bestseller "Wir alle spielen Theater" seine Sicht der öffentlichen Interaktion.
- 1962: Die Habilitationsschrift von Jürgen Habermas (*1929), Deutschland, wird als "Strukturwandel der Öffentlichkeit" veröffentlicht.
- 1962: Marshall McLuhan,s.o.: "Die Gutenberg-Galaxis: Das Ende des Buchzeitalters"
- 1964: McLuhan veröffentlicht "Understanding Media" mit dem Schlagwort „Das Medium ist die Botschaft“
- 1968: Die US-amerikanischen Soziologen Robert K. Merton und seine Ehefrau Harriet Zuckerman (* 1937) postulieren den nach dem Evangelisten benannten "Matthäus-Effekt", Erfolg schafft größeren Erfolg
- 1968: Jürgen Habermas,s.o.: "Erkenntnis und Interesse"
- 1968: Ralf Dahrendorf veröffentlicht "Essays in the Theory of Society"; Am Rande des Freiburger FDP-Bundesparteitags diskutiert er mit Rudi Dutschke auf einem Autodach. Er wird 1969-70 Mitglied des Deutschen Bundestages und Staatsminister im Auswärtigen Amt für die FDP, 1987 tritt er aus der Partei aus.
- 1970er: "Schweigespirale" ist eine von der konservativen deutschen Demoskopin Elisabeth Noelle-Neumann ( 1916-2010) formulierte Theorie der öffentlichen Meinung.
- 1971: Die Deutschen Niklas Luhmann (1927-1998) und Jürgen Habermas (* 1929): "Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie. Was leistet die Systemforschung?"
- 1971: Elizabeth Janeway (1913-2005), USA: "Man’s World, Woman’s Place: A Study of Social Mythology."
- 1973: Der Amerikaner Mark S. Granovetter (*1943) schreibt den einflussreichen Aufsatz „The Strength of Weak Ties“ über soziale Netzwerke.
- 1973: Daniel Bell (1919-2011), USA: "Die nachindustrielle Gesellschaft"
- 1975: Die deutsche Feministin Alice Schwarzer (* 1942) schreibt "Der kleine Unterschied und die Folgen"
- 1976: Der Franzose Jean Baudrillard (1929-2007) veröffentlicht sein "Der symbolische Tausch und der Tod"
- 1977: Der aggressive linke Poststrukturalist Michel Foucault (1926-1984), ein internationaler Medienstar aus Frankreich, schreibt "Überwachen und Strafen".[5]
- 1979: Der französische Soziologe und Sozialphilosoph Pierre Bourdieu (1930-2002) erläutert in "Die feinen Unterschiede" seine Gedanken zum "Habitus"
- 1979: Wissenschaftssoziologische Studie "Laboratory Life: The Social Construction of Scientific Facts" des Franzosen Bruno Latour (*1947) und Briten Stephen Woolgar (* 1950) .
- 80er: Die "Akteur-Netzwerk-Theorie" wird von den Franzosen Michel Callon (*1945) und Bruno Latour (*1947) sowie dem Briten John Law (* 1946) ausgearbeitet
- 1981: Jürgen Habermas,s.o. publiziert "Theorie des kommunikativen Handelns"
- 1984: "Paradigmawechsel der Systemtheorie“: "Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie" von Niklas Luhmann beschreibt funktionalstrukturalistische Theorie sozialer Kommunikationssysteme
- 1985: Neil Postman (1931-2003),USA: "Wir amüsieren uns zu Tode"
- 1985: Jürgen Habermas,s.o. veröffentlicht "Die neue Unübersichtlichkeit"
- 1986: Der weltbekannte Deutsche Ulrich Beck (* 1944): "Risikogesellschaft
- 1987: Norbert Elias ,s.o. schreibt mit 89 "Die Gesellschaft der Individuen"
- 1991: Der US-amerikanische Soziologe Steven Goldberg (* 1941) veröffentlicht sein Werk "When Wish Replaces Thought: Why So Much of What You Believe Is False"
- 1991: Der US-amerikanischer Soziologe James Samuel Coleman (1926- 1995) schafft das Bild der Coleman'schen Badewanne
- 1993: George Ritzer (* 1940),USA: McDonaldisierungs-These als Erweiterung des Weberschen Rationalisierungsprozesses.
- 1993: "Matilda-Effekt": Die US-amerikanische Wissenschaftshistorikerin Margaret W. Rossiter (* 1944) postuliert einen nach der US-amerikanischen Frauenrechtlerin Matilda Joslyn Gage (1826-1898) benannten frauenfeindlichen Drang, Leistungen von Frauen zu bagatellisieren oder totzuschweigen.
- 1994: Die US-Psychologen Richard Herrnstein (1930-1994) und Charles Murray (* 1943) schreiben das kontroverse Werk "The Bell Curve"
- 1994: Der Schweizer Peter Gross (* 1941) veröffentlicht "Die Multioptionsgesellschaft"
- 1996: Pierre Bourdieu, s.o.: "Über das Fernsehen"
- 1996: Der spanische Soziologe Manuel Castells (* 1942), ursprünglich Marxist, wird mit "Das Informationszeitalter" zum internationalen Star. 2012 bekommt er den Holberg-Preis, 2013 den Balzan-Preis.
- 1997: Niklas Luhmann: "Die Gesellschaft der Gesellschaft"
- 1998: Der US-Naturwissenschaftler Alan Sokal (* 1955) kritisiert die Soziologen in "Eleganter Unsinn. Wie die Denker der Postmoderne die Wissenschaften mißbrauchen" scharf.
21. Jahrhundert
- 2000: Der polnisch-britische Soziologe und Philosoph Zygmunt Bauman (* 1925) veröffentlicht sein Werk "Flüchtige Moderne"
- 2000: Der britische Soziologe Anthony Giddens (* 1938) wird mit "Entfesselte Welt. Wie die Globalisierung unser Leben verändert" und "Die Frage der sozialen Ungleichheit" (The Third Way and Its Critics ) der meistzitierte Sozialwissenschaftler der Welt.[6]
- 2000: Der kanadische New York Times Journalist David Brooks (*1961) schreibt "Bobos in Paradise: The New Upper Class and How They Got There." (Bobo steht für "bourgeois bohemians")
- 2000: Robert Putnam (* 1941): "Bowling alone" (erster Aufsatz unter dem Titel schon 1995)
- 2000: Der US-amerikanische Autor James Gleick (* 1954) veröffentlicht sein Werk "Schneller. Eine Zeitreise durch die Turbo-Gesellschaft"
- 2004: Der US-Journalist James Surowiecki (* 1967) schreibt "Die Weisheit der Vielen – weshalb Gruppen klüger sind als Einzelne" (Original: The wisdom of crowds. Why the many are smarter than the few and how collective wisdom shapes business, economies, societies and nations) [7]
- 2004: Der erstmals vergebene Holberg-Preis ist mit 4,5 Millionen norwegischen Kronen (etwa 550.000 Euro) dotiert
- 2006: "Die Kultur des neuen Kapitalismus" von Richard Sennett (* 1943).[8]
Weblinks
- Timeline bei Online sociology
- Literaturliste von Estoque
- Zeittafel bei Intro to our Sociology
- Zeittafel bei Estarcion
Quellen
- ↑ Introduction to Sociology | Sociology | Skoola
- ↑ Wolf Lepenies in der ZEIT über Comte
- ↑ Ein Gott namens Geld, 1.März 2008, Tagesspiegel
- ↑ Politische Soziologie.de
- ↑ DER SPIEGEL 14/1993 - Der Mensch verschwindet
- ↑ Social Science Citation Index, 2000-2012 Statistik
- ↑ Buch "Die Weisheit der Vielen": Pöbel schlägt Einstein, 17.10.2005 SPIEGEL online
- ↑ Richard Sennett: Die Kultur des Neuen Kapitalismus - Rezensionsnotizen - Perlentaucher