Tunesien: Unterschied zwischen den Versionen
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1956 wurde Tunesien unabhängig von Frankreich. 1957 wurde die Monarchie abgeschafft, König Lamine Bey (1881–1962) musste abdanken und aus Tunesien wurde eine Republik. 1961 wurde der tunesische Unabhängigkeitskämpfer Salah Ben Youssef (1907–1961) ermordet. 1963 wurde die Kommunistische Partei verboten und Tunesien wurde zu einem von der Neo-Destur-Partei geführten Einparteienstaat. 1988 wurde die Nachfolgepartei Konstitutionelle Demokratische Sammlung (RCD) gegründet, welche bis Januar 2011 die dominierende Partei blieb. Ende 2010 setzte sich der Gemüsehändler Mohamed Bouazizi (1984–2011) vor dem Gouvernementsgebäude in Sidi Bouzid in Brand, um gegen die Konfiszierung seines Obst- und Gemüsestandes durch die Polizei zu protestieren. Am 4. Januar 2011 verstarb er in einem Krankenhaus in Tunis.<ref>[https://www.tagesanzeiger.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/erst-staendig-bussen-dann-eine-ohrfeige-/story/10039680 Erst ständig Bussen, dann eine Ohrfeige | Tages-Anzeiger, 21.01.2011]</ref> Es folgten Solidaritätskundgebungen im ganzen Land, die sich zu regimekritischen Kundgebungen ausweiteten. Präsident Zine el-Abidine Ben Ali (1936–2019) rief den Ausnahmezustand auf, löste die Regierung auf und kündigte vorgezogene Neuwahlen an. Am 14. Januar 2011 verließ er fluchtartig das Land.<ref>[https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/tunesien-im-chaos-braende-pluenderungen-feuergefechte-1582845.html Tunesien im Chaos: Brände, Plünderungen, Feuergefechte - Ausland - FAZ, 15.01.2011]</ref> Der tunesische Widerstand löste als Arabischer Frühling im fast gesamten arabischen Raum ähnliche Bewegungen aus, die unter anderem in Libyen und [[Ägypten]] die dortigen Machthaber stürzten. Am 23. Oktober 2011 fanden in Tunesien die ersten freien Wahlen zu einer Verfassunggebenden Versammlung statt, welche die islamistische Partei Ennahda gewann. Mit Hilfe der Kongresspartei wurde Moncef Marzouki (* 1945) am 12. Dezember 2011 zum neuen Staatspräsidenten gewählt. Am 7. Februar 2014 wurde die neue Verfassung verabschiedet. | 1956 wurde Tunesien unabhängig von Frankreich. 1957 wurde die Monarchie abgeschafft, König Lamine Bey (1881–1962) musste abdanken und aus Tunesien wurde eine Republik. 1961 wurde der tunesische Unabhängigkeitskämpfer Salah Ben Youssef (1907–1961) ermordet. 1963 wurde die Kommunistische Partei verboten und Tunesien wurde zu einem von der Neo-Destur-Partei geführten Einparteienstaat. 1988 wurde die Nachfolgepartei Konstitutionelle Demokratische Sammlung (RCD) gegründet, welche bis Januar 2011 die dominierende Partei blieb. Ende 2010 setzte sich der Gemüsehändler Mohamed Bouazizi (1984–2011) vor dem Gouvernementsgebäude in Sidi Bouzid in Brand, um gegen die Konfiszierung seines Obst- und Gemüsestandes durch die Polizei zu protestieren. Am 4. Januar 2011 verstarb er in einem Krankenhaus in Tunis.<ref>[https://www.tagesanzeiger.ch/ausland/naher-osten-und-afrika/erst-staendig-bussen-dann-eine-ohrfeige-/story/10039680 Erst ständig Bussen, dann eine Ohrfeige | Tages-Anzeiger, 21.01.2011]</ref> Es folgten Solidaritätskundgebungen im ganzen Land, die sich zu regimekritischen Kundgebungen ausweiteten. Präsident Zine el-Abidine Ben Ali (1936–2019) rief den Ausnahmezustand auf, löste die Regierung auf und kündigte vorgezogene Neuwahlen an. Am 14. Januar 2011 verließ er fluchtartig das Land.<ref>[https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/tunesien-im-chaos-braende-pluenderungen-feuergefechte-1582845.html Tunesien im Chaos: Brände, Plünderungen, Feuergefechte - Ausland - FAZ, 15.01.2011]</ref> Der tunesische Widerstand löste als Arabischer Frühling im fast gesamten arabischen Raum ähnliche Bewegungen aus, die unter anderem in Libyen und [[Ägypten]] die dortigen Machthaber stürzten. Am 23. Oktober 2011 fanden in Tunesien die ersten freien Wahlen zu einer Verfassunggebenden Versammlung statt, welche die islamistische Partei Ennahda gewann. Mit Hilfe der Kongresspartei wurde Moncef Marzouki (* 1945) am 12. Dezember 2011 zum neuen Staatspräsidenten gewählt. Am 7. Februar 2014 wurde die neue Verfassung verabschiedet. | ||
2019 wurde Kais Saied (* 1958) zum Präsidenten Tunesiens gewählt. In seiner Regierungszeit weitete er seine Machtbefugnisse aus. Ende September 2021 kam es zu Protesten im Zentrum der Hauptstadt Tunis von Tausende gegen ihn. Am 29. September 2021 wurde mit Najla Bouden Romdhan (* 1958) erstmals eine Frau zur Ministerpräsidentin von Tunesien von Saied ernannt.<ref>[https://www.spiegel.de/ausland/tunesien-nejla-bourden-wird-als-erste-frau-regierungschefin-a-98cb876f-f0a2-46d9-a410-eb50771a378f Tunesien: Nejla Bourden wird als erste Frau Regierungschefin - DER SPIEGEL, 29.09.2021]</ref> | 2019 wurde Kais Saied (* 1958) zum Präsidenten Tunesiens gewählt. In seiner Regierungszeit weitete er seine Machtbefugnisse aus. Ende September 2021 kam es zu Protesten im Zentrum der Hauptstadt Tunis von Tausende gegen ihn. Am 29. September 2021 wurde mit Najla Bouden Romdhan (* 1958) erstmals eine Frau zur Ministerpräsidentin von Tunesien von Saied ernannt.<ref>[https://www.spiegel.de/ausland/tunesien-nejla-bourden-wird-als-erste-frau-regierungschefin-a-98cb876f-f0a2-46d9-a410-eb50771a378f Tunesien: Nejla Bourden wird als erste Frau Regierungschefin - DER SPIEGEL, 29.09.2021]</ref> In einem über Monate schwelenden Machtkampf ordnete Präsident Saied Ende März 2022 die Auflösung des bis dahin seit acht Monaten suspendierten Parlaments an. Die Abgeordneten setzten sich wenige Stunden zuvor über die von Saied verhängte Suspendierung der Volksvertretung hinweg und stimmten in einer virtuellen Sitzung für die Rücknahme der seither von ihm angeordneten Maßnahmen.<ref>[https://www.tagesschau.de/ausland/tunesien-parlament-101.html Tunesien: Präsident löst suspendiertes Parlament auf | tagesschau.de, 30.03.2022]</ref> | ||
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Version vom 1. April 2022, 05:31 Uhr
Karte: 33_N 9_E |
Tunesische Republik | |||||
الجمهورية التونسية | |||||
Al-Dschumhūriyya at-Tūnisiyya | |||||
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Wahlspruch: حرية، كرامة، عدالة، نظام Freiheit, Würde, Gerechtigkeit, Ordnung | |||||
Amtssprache(n) | Arabisch | ||||
Hauptstadt | Tunis | ||||
Staats- und Regierungsform |
semipräsidentielle Republik | ||||
Währung | 1 Tunesischer Dinar (TND) = 1000 Millimes | ||||
Unabhängigkeit | 20. März 1956 (von Frankreich) | ||||
Nationalhymne | Humat al-hima („Verteidiger des Vaterlandes“) | ||||
Nationalfeiertag | 20. März | ||||
Zeitzone | UTC+1 MEZ | ||||
Kfz-Kennzeichen | TN | ||||
ISO 3166 | TN, TUN, 788 | ||||
Top-Level-Domain | .tn | ||||
Telefonvorwahl | +216 | ||||
Tunesien (amtlich Tunesische Republik, arabisch الجمهورية التونسية) ist ein Staat im Norden Afrikas. Die Hauptstadt Tunesiens ist Tunis. Tunesien gehört zu den sogenannten Maghreb-Ländern und grenzt im Norden und Osten an das Mittelmeer, im Westen an Algerien und im Süd-Osten an Libyen. Auf dem heutigen Territorium von Tunesien begann im 16. Jahrhundert die Herrschaft des Osmanischen Reiches. Diese dauerte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts an, als das Land französisches Protektorat wurde. Seine Unabhängigkeit von Frankreich erlangte Tunesien im Jahre 1956. Die größte vorgelagerte Insel Tunesiens ist Djerba und der wichtigste Fluss Tunesiens ist der deutlich über 400 km lange Fluss Medjerda. Der Djebel Chambi ist mit 1544 Metern Höhe die höchste Erhebung Tunesiens.
Geschichte
1956 wurde Tunesien unabhängig von Frankreich. 1957 wurde die Monarchie abgeschafft, König Lamine Bey (1881–1962) musste abdanken und aus Tunesien wurde eine Republik. 1961 wurde der tunesische Unabhängigkeitskämpfer Salah Ben Youssef (1907–1961) ermordet. 1963 wurde die Kommunistische Partei verboten und Tunesien wurde zu einem von der Neo-Destur-Partei geführten Einparteienstaat. 1988 wurde die Nachfolgepartei Konstitutionelle Demokratische Sammlung (RCD) gegründet, welche bis Januar 2011 die dominierende Partei blieb. Ende 2010 setzte sich der Gemüsehändler Mohamed Bouazizi (1984–2011) vor dem Gouvernementsgebäude in Sidi Bouzid in Brand, um gegen die Konfiszierung seines Obst- und Gemüsestandes durch die Polizei zu protestieren. Am 4. Januar 2011 verstarb er in einem Krankenhaus in Tunis.[1] Es folgten Solidaritätskundgebungen im ganzen Land, die sich zu regimekritischen Kundgebungen ausweiteten. Präsident Zine el-Abidine Ben Ali (1936–2019) rief den Ausnahmezustand auf, löste die Regierung auf und kündigte vorgezogene Neuwahlen an. Am 14. Januar 2011 verließ er fluchtartig das Land.[2] Der tunesische Widerstand löste als Arabischer Frühling im fast gesamten arabischen Raum ähnliche Bewegungen aus, die unter anderem in Libyen und Ägypten die dortigen Machthaber stürzten. Am 23. Oktober 2011 fanden in Tunesien die ersten freien Wahlen zu einer Verfassunggebenden Versammlung statt, welche die islamistische Partei Ennahda gewann. Mit Hilfe der Kongresspartei wurde Moncef Marzouki (* 1945) am 12. Dezember 2011 zum neuen Staatspräsidenten gewählt. Am 7. Februar 2014 wurde die neue Verfassung verabschiedet.
2019 wurde Kais Saied (* 1958) zum Präsidenten Tunesiens gewählt. In seiner Regierungszeit weitete er seine Machtbefugnisse aus. Ende September 2021 kam es zu Protesten im Zentrum der Hauptstadt Tunis von Tausende gegen ihn. Am 29. September 2021 wurde mit Najla Bouden Romdhan (* 1958) erstmals eine Frau zur Ministerpräsidentin von Tunesien von Saied ernannt.[3] In einem über Monate schwelenden Machtkampf ordnete Präsident Saied Ende März 2022 die Auflösung des bis dahin seit acht Monaten suspendierten Parlaments an. Die Abgeordneten setzten sich wenige Stunden zuvor über die von Saied verhängte Suspendierung der Volksvertretung hinweg und stimmten in einer virtuellen Sitzung für die Rücknahme der seither von ihm angeordneten Maßnahmen.[4]
Verwaltungsgliederung
Tunesien besteht aus 24 Gouvernements (Gouvernorats):
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Literatur
- 1989: Tunesien - Landschaft, Tier- und Pflanzenwelt, Wolf-Ulrich Cropp, Landbuch Verlag, ISBN 978-3784203942
- 2005: Despoten vor Europas Haustür. Warum der Sicherheitswahn den Extremismus schürt, Sihem Bensedrine und Omar Mestiri, 224 Seiten, Kunstmann Verlag, ISBN 978-3888973970
- 2010: Ben Ali's 'New Tunisia' (1987-2009): A Case Study of Authoritarian Modernization in the Arab World, Steffen Erdle, 515 Seiten, Klaus Schwarz Verlag, ISBN 978-3879973668 (Englisch)
- 2016: Der arabische (Alb-)Traum: Aufstand ohne Ziel, Anne-Béatrice Clasmann, 304 Seiten, Passagen Verlag, 2. aktualisierte Auflage, ISBN 978-3709202173
- 2019: Arabs: A 3,000-Year History of Peoples, Tribes and Empires, Tim MacKintosh-Smith, 630 Seiten, Yale University Press, ISBN 978-0300180282 (Englisch)
Weblinks
- http://www.tunisie.gov.tn
- Tunesien beim Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland
- Tunesien beim Statistischen Bundesamt (Destatis)
- Marc Perrenoud: Tunesien im Historischen Lexikon der Schweiz
- Tunisia im The World Factbook der CIA
- Iten-Online - Klimadiagramm Tunesien
- Tunesien bei City Population
- Tunesien bei Wikimedia Commons
- Tunesien in Wikivoyage
Quellen
- ↑ Erst ständig Bussen, dann eine Ohrfeige | Tages-Anzeiger, 21.01.2011
- ↑ Tunesien im Chaos: Brände, Plünderungen, Feuergefechte - Ausland - FAZ, 15.01.2011
- ↑ Tunesien: Nejla Bourden wird als erste Frau Regierungschefin - DER SPIEGEL, 29.09.2021
- ↑ Tunesien: Präsident löst suspendiertes Parlament auf | tagesschau.de, 30.03.2022