Violoncello

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Violoncello
englisch: cello, italienisch: violoncello
Cello von vorne und der Seite, wichtige Teile beschriftet
Klassifikation Chordophon
Streichinstrument
Tonumfang Notenschema
Verwandte Instrumente Violine, Viola; auch Kontrabass, Viola da gamba

Das Violoncello [ˌviolɔn'tʃɛlo], abgekürzt im Deutschen auch einfach Cello genannt, ist eine kleine Bassgeige mit vollem, weichen Klang. Das Violoncello hat vier Saiten, die leer (ungegriffen) auf die Tonhöhen C-G-d-a gestimmt sind. Es wird mit dem Stachel am Boden sowie mit den Zargen an den Innenseiten der Kniee fixiert. Es wird deswegen im Gegensatz zur Geige oder Violine (Armgeige) der Familie der Kniegeigen zugeordnet. Der Spieler des Instrumentes heißt Violoncellist, Cellist oder Cellospieler.

Geschichte

Entstanden ist das Violoncello (wörtlich: kleiner Bass) aus der Viola-da-braccio-Familie im 15./16. Jahrhundert in Oberitalien. Das Instrument ist in den Fresken des italienischen Malers Gaudenzio Ferrari (um 1477–1546) in Bergamo und Saronno (etwa 1535) zu sehen, was ein Entstehungsdatum spätestens wohl um 1500 vermuten lässt.[1] Auf Deutsch wurde das Instrument früher auch Bassgeige genannt. Im Frühbarock (bis ca. 1650) entwickelte sich das Instrument allmählich zu einem vollwertigen Solo-Instrument. Einer der Wegbereiter war der italienische Cellist und Komponist Domenico Gabrielli (1651–1690). Die Wiener Klassik (1760–1825[2]) vernachlässigte das Cello als Solo-Instrument.[3] Im 18. Jahrhundert schuf der venezianische/italienische Komponist Antonio Vivaldi (1678–1741) während seiner Zeit als Lehrer und Dirigent am venezianischen Mädchenkonservatorium Ospedale della Pietá hunderte Kompositionen, darunter auch 27 Cello-Konzerte. Er verhalf den dreisätzigen Werken zum Durchbruch.[4] Der italienische Komponist und Cellist Luigi Boccherini (1743–1805) schuf ca. 40 Cellosonaten und 12 Cellokonzerte für das Violincello.[5] Im 19. Jahrhundert schufen bekannte Komponisten wie Robert Schumann (1810–1856), Camille Saint-Saëns (1835–1921), Antonín Dvořák (1841–1904), Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847), Édouard Lalo (1823–1892), Eugen d’Albert (1864–1932), Edward Elgar (1857–1934), Max Bruch (1838–1920) und Ferdinand Heinrich Thieriot (1838–1919) Violoncellokonzerte.

Wichtige Komponisten des 20. Jahrhunderts für das Violoncello waren u. a. Dmitri Dmitrijewitsch Schostakowitsch (1906–1975), Sergei Sergejewitsch Prokofjew (1891–1953), Henri Dutilleux (1916–2013) und Bernd Alois Zimmermann (1918–1970). Der deutsche Komponist Helmut Lachenmanns (* 1935) verwirklichte eine Vielzahl spieltechnischer Erweiterungen in seinem Stück Pression für einen Cellisten aus dem Jahr 1969/1970. Lachenmann beschreibt darin unzählige, bis dahin nicht angewandten Mittel der Klangerzeugung auf einem Cello.[6] Wichtige Cellisten des Jahrhunderts waren u. a. Pau Casals (1876–1973), Mstislaw Leopoldowitsch Rostropowitsch (1927–2007), Pierre Fournier (1906–1986), Jacqueline du Pré (1945–1987), Gregor Piatigorsky (1903–1976) und Siegfried Palm (1927–2005). Während der COVID-19-Pandemie und das damit verbundene Zuhausebleiben konstruierten die tschechischen Cellisten Ondřej Kratochvíl und Jan Tobolík ab 2020[7] mithilfe eines 3D-Druckers ein Elektro-Cello. Es wiegt nur um die 2 Kilogramm und ist deutlich preiswerter als traditionelle voll akustische Celli. Die Tonwiedergabe erfolgt über Lautsprecher oder Kopfhörer, womit das Instrument zum Üben im Wohnraum geeignet ist, ohne die Nachbarn zu beschallen. Das von den Musikern gegründete Start-up Sensio bietet die Streichinstrumente in verschiedenen Größen und Farben unter dem Namen MyCello an.[8]

Literatur

  • 1995: Einführung in die Akustik der Streichinstrumente, Wernfried Güth, 261 Seiten, S. Hirzel Verlag GmbH, ISBN 978-3777606446
  • 1998: Berühmte Cellisten, Julius Bächi, 194 Seiten, ‎Atlantis Musikbuch-Verlag, 5. Auflage, ISBN 978-3254001214
  • 2005: Das Violoncello: Geschichte - Bau - Technik - Repertoire, Wolfgang Boettcher und Winfried Pape, 312 Seiten, ‎SCHOTT MUSIC GmbH & Co KG, 2. verbesserte Auflage, ISBN 978-3795702830
  • 2007: Grosse Cellisten, Harald Eggebrecht, 416 Seiten, Piper, ISBN ‎978-3492046695
  • 2011: Cellotechnik: Bewegungsprinzipien und Bewegungsformen, Gerhard Mantel, 232 Seiten, ‎SCHOTT MUSIC GmbH & Co KG, überarbeitete Neuauflage, ISBN 978-3795787493

Weblinks

Quellen

  • Cello. In: Der Neue Herder. 1. Halbband A – L. Spalte 581. Herder Verlag. Freiburg 1949.
  • Einzelnachweise: