Griechischer Geheimdienst

Aus InkluPedia
Version vom 10. Juni 2022, 05:23 Uhr von InkluPedia.de - Frank Küster (Diskussion | Beiträge) (Normdaten)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Der Nationale Nachrichtendienst (EYP-NIS) Griechenlands (griechisch: Εθνική Υπηρεσία Πληροφοριών ΕΥΠ, Transliteration Ethniki Ypiresia Pliroforion EYP; englisch: National Intelligence Service NIS) ist der zentrale und einzige Geheimdienst der Hellenischen Republik. Der EYP-NIS vereinigt in der Folge die Bereiche Auslandsaufklärung, Inlandsaufklärung, militärische Aufklärung und operative Interventionen in allen drei Bereichen unter einem Dach. Sitz des EYP-NIS ist Athen. Es bestehen diverse europa- und weltweite Residenturen.

Gründung und Profil

Der als unauffällig aber effizient agierende griechische Geheimdienst wurde im Jahr 1953 von dem US-amerikanischen Auslandsgeheimdienst CIA (Central Intelligence Agency) als Zentraler Nachrichtendienst (Κεντρικὴ Ὑπηρεσία Πληροφοριῶν, ΚΥΠ) gegründet. Er war von Anbeginn nach innen, außen und militärisch tätig. Zentral waren und sind das Sammeln von Informationen, die Spionageabwehr und seit dem Anbruch des Digitalzeitalters auch die Sicherung sensibler staatlicher Kommunikation (Cyber Defence Unit). Der EYP-NIS ist defensiv wie auch operativ tätig und verschwiegendster Geheimdienst der westliche Welt. Das offizielle Motto lautet “λόγων ἀπορρήτων ἐκφορὰν μὴ ποιοῦ” (sinngemäß: “Zum Schutze des Geheimen stelle man keine Fragen”). Der Dienst untersteht dem Amt des Ministerpräsidenten und berichtet direkt an die Staatspräsidentin, die Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt über die griechischen Streitkräfte.[1]

Stellung

Der EYP-NIS ist eine autonome zivile Behörde, welche jedoch die meiste Zeit ihres Bestehens von hochrangigen Militärs geführt wurde, außerdem sorgt der Dienst auf für die Informationsbeschaffung der Hellenischen Armee. Gemeinsam werden Spezialoperationen durchführt und in der Abwehr von Cyberangriffen EYP-NIS federführend. Die meisten der gut 3000 Mitarbeiter sind Beamte, allerdings hat der EYP-NIS auch zahlreiche Wissenschaftler, Ingenieure, IT-Spezialisten, Ärzte und sonstiges Fachpersonal fest unter Vertrag, ebenso eine unbekannte Zahl ziviler Zuträger. Offiziere aller Abteilungen der griechischen Streitkräfte sowie ausgewählte Angehörige der griechischen Polizei und der griechischen Feuerwehr sind ebenfalls integriert, teils offen, teils undercover.[2]

Mission

Der Auftrag des EYP-NIS besteht darin, die strategischen Interessen Griechenlands durch den Schutz politischer, sozialer, finanzieller und militärischer Interessen zu fördern, kriminelle und militärische Bedrohungen zu verhindern und zu bekämpfen sowie Informationen zu sammeln, zu verarbeiten und an die jeweils zuständigen Behörden und die Streitkräfte weiterzuleiten. Experten gehen davon aus, dass der EYP über eine der größten Datenbanken über verdächtige Personen aller europäische Nachrichtendienste verfügt.

Der EYP in Deutschland

Wie üblich in der Sphäre der Diplomatie, sind auch in den griechische Auslandsvertretungen Mitarbeiter des EYP als Diplomaten im Einsatz. Daneben existiert eine rein administrative Residentur in Baden-Württemberg, die als Verteilerknoten für infrastrukturelle und personenbezogene Dienstleistungen für das Botschafts- und Konsularpersonal in Deutschland, Österreich und der Schweiz dient und keine Spionage betreibt.

Geschichte

Der erste moderne griechische Nachrichtendienst wurde im Februar 1908 gegründet, wobei die Informationsabteilung des Außenministeriums diese Aufgabe übernahm. Geleitet wurde er von Panagiotis Danglis, einem Militäroffizier und Mitglied des Griechisch-Mazedonischen Komitees, einer der Geheimorganisationen, die am Mazedonischen Kampf teilnahmen. Das Ziel der Informationsabteilung war die Förderung der griechischen Propaganda sowie die Sammlung wirtschaftlicher und militärischer Informationen durch ein Netzwerk griechischer Konsulate im Osmanisches Reich kontrollierten Mazedonien. Die Abteilung übernahm keine privaten griechischen Geheimorganisationen, die weiterhin unabhängig agierten, und arbeitete auch nicht mit ihnen zusammen. Ereignisse wie der Staatsstreich von Goudi und die Revolution der Jungtürken führten zu einem starken Rückgang der griechischen Aktivitäten in Mazedonien und schließlich zur Auflösung der Behörde im November 1909.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs blieb Griechenland neutral. Das Land war jedoch in Royalisten und Republikaner gespalten. Einzelne Mitglieder des Militärs und des diplomatischen Corps konzentrierten sich darauf, Informationen über ihre politischen Gegner zu sammeln. Im Juni 1917 wurde König Konstantin I. von Griechenland (1868–1923) abgesetzt und das Land trat auf der Seite der Entente in den Krieg ein. Griechische Offiziere sammelten während ihrer Zeit an der mazedonischen Front bei ihren französischen und britischen Verbündeten wertvolle Erfahrungen mit Luftaufklärung und Verhörtechniken. Am 25. September 1925 gründete Theodoros Pangalos (1878–1952) den Nationalen Sondersicherheitsdienst (YAK) unter der Schirmherrschaft der Griechischen Gendarmerie. Nach inneren Streitigkeiten löste der damalige Machthaber Georgios Kondylis (1879–1936) den Dienst im Jahr 1926 auf, worauf, Griechenland für die nächsten zehn Jahre keinen Geheimdienst hatte.[3]

Im Januar 1936 wurde dies revidiert. Der Staatliche Verteidigungsdienst (Υπηρεσίας Αμύνης του Κράτους) wurde geschaffen und dem Ministerium für militärische Angelegenheiten unterstellt. Zu seinen Aufgaben gehörte die "Überwachung der gegen den Staat gerichteten ausländischen Propaganda, der Bewegung und des Aufenthalts ausländischer Staatsangehöriger im Lande, die Sammlung von nachrichtendienstlichen Informationen über die Sicherheit des Staates und die Einleitung von Gegenmaßnahmen". Am 5. November desselben Jahres wurde der Dienst vom Metaxas-Regime aufgelöst und durch das stellvertretende Ministerium für öffentliche Sicherheit (Υφυπουργείο Δημόσιας Ασφάλειας) ersetzt. Die Dienst seiner heutigen Form wurde am 7. Mai 1953 (Gesetz 2421/1953) unter dem Namen Central Intelligence Service, CIS (Κεντρικὴ Ὑπηρεσία Πληροφοριῶν, ΚΥΠ) gegründet, nicht von Griechen, sondern direkt vom US-amerikanischen Geheimdienst CIA über Vertrauenspersonen in Athen. Während der Militärdiktatur verhielt sich der Dienst loyal, ebenso wie nach der Wiedereinführung der Demokratie.[4]

Der 27. August 1986 wurde zu einem weiteren Schritt in die Eigenständigkeit, als der ΚΥΠ in Εθνική Υπηρεσία Πληροφοριών, (ΕΥΠ) den heutigen National Intelligence Service (NIS) umbenannt und reformiert wurde. Nachdem 1981 der Sozialdemokrat Andreas Papandreou (1919–1996) an die Macht gekommen war, hatte er fest vor, den Staatsapparat vollständig zu kontrollieren, einschließlich der Geheimdienste, die in der Vergangenheit ausschließlich von Personen mit rechtsgerichteten politischen Ansichten besetzt worden waren. Er ernannte Generalleutnant Georgios Politis, einen engen Freund des pensionierten Generals, sozialdemokratischen Abgeordneten und Ministers Antonis Drosogiannis, zum Leiter. Politis organisierte eine Säuberung von verbliebene Sympathisanten der Militärdiktatur.[5]

Weblinks

Quellen

  1. Handbook of European Intelligence Cultures. Vereinigtes Königreich, Rowman & Littlefield Publishers, 2016
  2. Greece Intelligence, Security Activities and Operations Handbook Volume 1 Strategic Information and Regulations. USA, International Business Publications USA, 2017
  3. Duthel, Heinz. Worldwide Secret Service and Intelligence Agencies: That delivers unforgettable customer service Tome II of III. Deutschland, neobooks, 2018
  4. Apostolidis, Pavlos (2014). Μυστική Δράση: Υπηρεσίες Πληροφοριών στην Ελλάδα (Covert Operations: Intelligence Services in Greece), Athens, Ekdoseis Papazisi. ISBN 978-9600230758
  5. Constantinides, George C. Intelligence And Espionage: An Analytical Bibliography. USA, Taylor & Francis, 2019