Tunesien

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Tunesische Republik
الجمهورية التونسية

Al-Dschumhūriyya at-Tūnisiyya
Wahlspruch: حرية، كرامة، عدالة، نظام
Freiheit, Würde, Gerechtigkeit, Ordnung
Amtssprache(n) Arabisch
Hauptstadt Tunis
Staats- und
Regierungsform
semipräsidentielle Republik
Währung 1 Tunesischer Dinar (TND) = 1000 Millimes
Unabhängigkeit 20. März 1956 (von Frankreich)
Nationalhymne Humat al-hima
(„Verteidiger des Vaterlandes“)
Nationalfeiertag 20. März
Zeitzone UTC+1 MEZ
Kfz-Kennzeichen TN
ISO 3166 TN, TUN, 788
Top-Level-Domain .tn
Telefonvorwahl +216

Tunesien‏‎ (amtlich Tunesische Republik, arabisch الجمهورية التونسية) ist ein Staat im Norden Afrikas. Die Hauptstadt Tunesiens ist Tunis. Tunesien gehört zu den sogenannten Maghreb-Ländern und grenzt im Norden und Osten an das Mittelmeer, im Westen an Algerien und im Süd-Osten an Libyen. Auf dem heutigen Territorium von Tunesien begann im 16. Jahrhundert die Herrschaft des Osmanischen Reiches. Diese dauerte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts an, als das Land französisches Protektorat wurde. Seine Unabhängigkeit von Frankreich erlangte Tunesien im Jahre 1956. Die größte vorgelagerte Insel Tunesiens ist Djerba und der wichtigste Fluss Tunesiens ist der deutlich über 400 km lange Fluss Medjerda. Der Djebel Chambi ist mit 1544 Metern Höhe die höchste Erhebung Tunesiens.

Geschichte

1956 wurde Tunesien unabhängig von Frankreich und trat den Vereinten Nationen bei. 1957 wurde die Monarchie abgeschafft, König Lamine Bey (1881–1962) musste abdanken und aus Tunesien wurde eine Republik. 1961 wurde der tunesische Unabhängigkeitskämpfer Salah Ben Youssef (1907–1961) ermordet. 1963 wurde die Kommunistische Partei verboten und Tunesien wurde zu einem von der Neo-Destur-Partei geführten Einparteienstaat. 1988 wurde die Nachfolgepartei Konstitutionelle Demokratische Sammlung (RCD) gegründet, welche bis Januar 2011 die dominierende Partei blieb. Ende 2010 setzte sich der Gemüsehändler Mohamed Bouazizi (1984–2011) vor dem Gouvernementsgebäude in Sidi Bouzid in Brand, um gegen die Konfiszierung seines Obst- und Gemüsestandes durch die Polizei zu protestieren. Am 4. Januar 2011 verstarb er in einem Krankenhaus in Tunis.[1] Es folgten Solidaritätskundgebungen im ganzen Land, die sich zu regimekritischen Kundgebungen ausweiteten. Präsident Zine el-Abidine Ben Ali (1936–2019) rief den Ausnahmezustand auf, löste die Regierung auf und kündigte vorgezogene Neuwahlen an. Am 14. Januar 2011 verließ er fluchtartig das Land.[2] Der tunesische Widerstand löste als Arabischer Frühling im fast gesamten arabischen Raum ähnliche Bewegungen aus, die unter anderem in Libyen und Ägypten die dortigen Machthaber stürzten. Am 23. Oktober 2011 fanden in Tunesien‏‎ die ersten freien Wahlen zu einer Verfassunggebenden Versammlung statt, welche die islamistische Partei Ennahda gewann. Mit Hilfe der Kongresspartei wurde Moncef Marzouki (* 1945) am 12. Dezember 2011 zum neuen Staatspräsidenten gewählt. Am 7. Februar 2014 wurde die neue Verfassung verabschiedet.

2019 wurde Kais Saied (* 1958) zum Präsidenten Tunesien‏‎s gewählt. In seiner Regierungszeit weitete er seine Machtbefugnisse aus. Ende September 2021 kam es zu Protesten im Zentrum der Hauptstadt Tunis von Tausende gegen ihn. Am 29. September 2021 wurde mit Najla Bouden Romdhan (* 1958) erstmals eine Frau zur Ministerpräsidentin von Tunesien von Saied ernannt.[3] In einem über Monate schwelenden Machtkampf ordnete Präsident Saied Ende März 2022 die Auflösung des bis dahin seit acht Monaten suspendierten Parlaments an. Die Abgeordneten setzten sich wenige Stunden zuvor über die von Saied verhängte Suspendierung der Volksvertretung hinweg und stimmten in einer virtuellen Sitzung für die Rücknahme der seither von ihm angeordneten Maßnahmen.[4] Am 25. Juli 2022 wurde über eine neue Verfassung abgestimmt. Bei geringer Wahlbeteiligung von 30,5 Prozent stimmte die Mehrheit für die neue Verfassung. Die Einführung der neuen Verfassung ist Teil eines von Präsident Kais Saied vorangetriebenen politischen Umbaus. Sie gibt dem Präsidenten mehr Macht. So kann er die Regierung und Richter ernennen und entlassen sowie das Parlament auflösen.[5]

Im Juli 2023 schloss die Europäische Union mit Tunesien einen Flüchtlingsdeal ab. Tunesien soll stärker gegen Schlepper und illegale Überfahrten vorgehen und dafür Finanzhilfen von bis zu 900 Millionen Euro erhalten.[6] Bei der Präsidentschaftswahl am 6. Oktober 2024 wurde Kais Saied nach offiziellen Angaben mit 90,7 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Die Wahlbeteiligung lag bei unter 28 Prozent. Mehrere Oppositionspolitiker wurden im Vorfeld inhaftiert oder nicht zur Wahl zugelassen. Kritiker wurden unter Druck gesetzt und verfolgt.[7][8]

Verwaltungsgliederung

Tunesien besteht aus 24 Gouvernements (Gouvernorats):

Gouvernorat Hauptstadt
Ariana أريانة Ariana
Beja باجة Beja
Ben Arous بن عروس Ben Arous
Bizerta بنزرت Bizerta
Gabès قابس Gabès
Gafsa قفصة Gafsa
Jendouba جندوبة Jendouba
Kairouan القيروان Kairouan
Kasserine القصرين Kasserine
Kebili قبلي Kebili
Kef الكاف El Kef
Mahdia المهدية Mahdia
Manouba منوبة Manouba
Medenine مدنين Medenine
Monastir المنستير Monastir
Nabeul نابل Nabeul
Sfax صفاقس Sfax
Sidi Bouzid سيدي بوزيد Sidi Bouzid
Siliana سليانة Siliana
Sousse سوسة Sousse
Tataouine تطاوين Tataouine
Tozeur توزر Tozeur
Tunis تونس Tunis
Zaghouan زغوان Zaghouan

Literatur

  • 1989: Tunesien - Landschaft, Tier- und Pflanzenwelt, Wolf-Ulrich Cropp, Landbuch Verlag, ISBN ‎978-3784203942
  • 2005: Despoten vor Europas Haustür. Warum der Sicherheitswahn den Extremismus schürt, Sihem Bensedrine und Omar Mestiri, 224 Seiten, Kunstmann Verlag, ISBN 978-3888973970
  • 2010: Ben Ali's 'New Tunisia' (1987-2009): A Case Study of Authoritarian Modernization in the Arab World, Steffen Erdle, ‎515 Seiten, Klaus Schwarz Verlag, ISBN ‎978-3879973668 (Englisch)
  • 2016: Der arabische (Alb-)Traum: Aufstand ohne Ziel, Anne-Béatrice Clasmann, 304 Seiten, Passagen Verlag, 2. aktualisierte Auflage, ISBN 978-3709202173
  • 2019: Arabs: A 3,000-Year History of Peoples, Tribes and Empires, Tim MacKintosh-Smith, 630 Seiten, Yale University Press, ISBN 978-0300180282 (Englisch)

Weblinks

Quellen