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Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden [[Albanien]] (1948–1961), [[Bulgarien]], Polen, Rumänien, Ungarn, Tschechoslowakei und die 1949 gegründete [[Deutsche Demokratische Republik]] (DDR) durch den Machteinfluss der Sowjetunion als Satellitenstaaten kommunistisch regierte „Volksdemokratien“. Nach Stalins Tod wurde 1953 Nikita Sergejewitsch Chruschtschow (1894–1971) bis 1964 Parteichef der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU). Im Oktober 1962 brachte die Kubakrise durch die Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen auf [[Kuba]] die Welt an den Rand eines Atomkrieges, den der Präsident John F. Kennedy (1917–1963) der [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] androhte. 1964 folgte Leonid Iljitsch Breschnew (1906–1982) bis 1982 als Parteichef der KPdSU. 1968 schlug die Sowjetunion die Freiheitsbewegung des Prager Frühling in der Tschechoslowakei nieder. Am 1. August 1975 unterzeichnete die Sowjetunion das Abkommen der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE). 1979 marschierten sowjetische Truppen in Afghanistan ein. Von 1982 bis 1984 war Juri Wladimirowitsch Andropow (1914–1984) Parteichef der KPdSU. Ihm folgte 1984 für gut ein Jahr Konstantin Ustinowitsch Tschernenko (1911–1985). Von 1985 bis 1991 war Michail Gorbatschow Parteichef der KPdSU. Er leitete erste Reformen ein. Durch Perestrojka (Umbau) und Glasnost (Offenheit) sollte der Realsozialismus reformiert werden. Jedoch verselbständigte sich die Entwicklung und entglitt zunehmend der Kontrolle der KPdSU, hinzu kam, dass die Reformen keine Wachstumssteigerung brachten. Die entstandene Unsicherheit wurden durch natürliche Katastrophen verstärkt. 1986 ereignete sich auf dem Gebiet der heutigen [[Ukraine]] die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl und 1988 ereignete sich mit dem Erdbeben von Spitak im Kaukasus eines der schwersten Erdbeben der letzten Jahrzehnte. 1990 wurde die DDR aufgelöst. Im August 1991 übernahm Wolodymyr Iwaschko (1932–1994) während des Augustputsches in Moskau für Gorbatschow das Amt des Generalsekretärs. | Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden [[Albanien]] (1948–1961), [[Bulgarien]], Polen, Rumänien, Ungarn, Tschechoslowakei und die 1949 gegründete [[Deutsche Demokratische Republik]] (DDR) durch den Machteinfluss der Sowjetunion als Satellitenstaaten kommunistisch regierte „Volksdemokratien“. Nach Stalins Tod wurde 1953 Nikita Sergejewitsch Chruschtschow (1894–1971) bis 1964 Parteichef der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU). Im Oktober 1962 brachte die Kubakrise durch die Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen auf [[Kuba]] die Welt an den Rand eines Atomkrieges, den der Präsident John F. Kennedy (1917–1963) der [[Vereinigte Staaten|Vereinigten Staaten]] androhte. 1964 folgte Leonid Iljitsch Breschnew (1906–1982) bis 1982 als Parteichef der KPdSU. 1968 schlug die Sowjetunion die Freiheitsbewegung des Prager Frühling in der Tschechoslowakei nieder. Am 1. August 1975 unterzeichnete die Sowjetunion das Abkommen der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE). 1979 marschierten sowjetische Truppen in Afghanistan ein. Von 1982 bis 1984 war Juri Wladimirowitsch Andropow (1914–1984) Parteichef der KPdSU. Ihm folgte 1984 für gut ein Jahr Konstantin Ustinowitsch Tschernenko (1911–1985). Von 1985 bis 1991 war Michail Gorbatschow Parteichef der KPdSU. Er leitete erste Reformen ein. Durch Perestrojka (Umbau) und Glasnost (Offenheit) sollte der Realsozialismus reformiert werden. Jedoch verselbständigte sich die Entwicklung und entglitt zunehmend der Kontrolle der KPdSU, hinzu kam, dass die Reformen keine Wachstumssteigerung brachten. Die entstandene Unsicherheit wurden durch natürliche Katastrophen verstärkt. 1986 ereignete sich auf dem Gebiet der heutigen [[Ukraine]] die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl und 1988 ereignete sich mit dem Erdbeben von Spitak im Kaukasus eines der schwersten Erdbeben der letzten Jahrzehnte. 1990 wurde die DDR aufgelöst. Im August 1991 übernahm Wolodymyr Iwaschko (1932–1994) während des Augustputsches in Moskau für Gorbatschow das Amt des Generalsekretärs. | ||
Durch die Alma-Ata-Deklaration wurde die Sowjetunion am 21. Dezember 1991 aufgelöst. Entstanden sind hierdurch die Länder Russland, [[ | Durch die Alma-Ata-Deklaration wurde die Sowjetunion am 21. Dezember 1991 aufgelöst. Entstanden sind hierdurch die Länder Russland, [[Belarus]], Estland, Lettland, Litauen, [[Republik Moldau|Moldawien]], Ukraine, [[Armenien]], [[Aserbaidschan]], [[Georgien]], [[Kasachstan]], [[Kirgisistan]], [[Tadschikistan]], [[Turkmenistan]] und [[Usbekistan]]. | ||
== Verwaltungsgliederung == | == Verwaltungsgliederung == |
Version vom 1. November 2021, 05:50 Uhr
Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken | |||||
Союз Советских Социалистических Республик | |||||
Sojus Sowjetskich Sozialistitscheskich Respublik | |||||
1922–1991 | |||||
| |||||
Wahlspruch: Пролетарии всех стран, соединяйтесь! Deutsch: Proletarier aller Länder, vereinigt Euch! | |||||
Amtssprache(n) | Russisch in jeder Sowjetrepublik zusätzlich die jeweilige Nationalsprache sowie andere Nationalsprachen in den autonomen Republiken | ||||
Hauptstadt | Moskau | ||||
Staats- und Regierungsform |
sozialistische Räterepublik mit Einparteiensystem | ||||
Staatsoberhaupt | Michail Sergejewitsch Gorbatschow (1988–1991) | ||||
Regierungschef | Iwan Stepanowitsch Silajew (1991) | ||||
Währung | 1 Sowjetischer Rubel = 100 Kopeken | ||||
Gründung | 30. Dezember 1922 | ||||
Auflösung | Dezember 1991 | ||||
Nationalhymne | Die Internationale (1922–1944) Gimn Sowjetskowo Sojusa (1944–1991) | ||||
Nationalfeiertag | 9. Mai (Tag des Sieges) 7. Oktober (Tag der Verfassung) 7. November (Tag der Oktoberrevolution) | ||||
Zeitzone | UTC +02:00 bis +12:00 | ||||
Kfz-Kennzeichen | SU | ||||
ISO 3166 | SUHH | ||||
Top-Level-Domain | .su | ||||
Telefonvorwahl | +7 | ||||
Die Sowjetunion (vollständige amtliche Bezeichnung: Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken, kurz UdSSR) war ein zentralistisch regierter, föderativer Einparteienstaat. Er wurde am 30. Dezember 1922 durch die Bolschewiki gegründet und durch die Alma-Ata-Deklaration am 21. Dezember 1991 aufgelöst. Das Territorium erstreckte sich über Osteuropa und den Kaukasus bis nach Zentral- und das gesamte Nordasien. Russland nimmt als Nachfolgestaat die völkerrechtlichen Rechte und Pflichten in internationalen Organisationen wahr. Die Hauptstadt der Sowjetunion war Moskau.
Geschichte
Die Februarrevolution 1917 beendete die Zarenherrschaft des Russischen Kaiserreiches. Einige Monate später wurde in der Oktoberrevolution die Macht gewaltsam durch die russischen kommunistischen Bolschewiki unter Führung von Lenin (1870–1924) übernommen. Sie riefen die Russische Sowjetrepublik aus. Nach dem Russischen Bürgerkrieg wurde im Dezember 1922 die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken aus Sowjetrussland, der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik, der Weißrussischen Sozialistischen Sowjetrepublik und der Transkaukasischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik gegründet. Die Union vereinte einen Großteil der Territorien des zerfallenen Russischen Reiches wieder zu einem Staat. Lenins Tod führte zu einem erbitterten Nachfolgekampf, in dem sich Josef Stalin (1878–1953) gegen Leo Trotzki (1879–1940) durchsetzte. Stalin festigte seine Macht durch Terror gegen seine Widersacher. Von 1935 bis 1940 liess Stalin unerwünschte Bürger und ethnische Minderheiten in Arbeitslager (Gulag) deportieren. Das antikommunistische Schwarzbuch des Kommunismus von 1997 gibt bis zu 20 Millionen Opfer für diese Zeit an.
Während des Zweiten Weltkrieges (1939 bis 1945) fielen die baltischen Länder (Estland, Lettland, Litauen), Bessarabiens, Tuwas, des nördlichen Teils Ostpreußens sowie finnische, polnische, tschechoslowakische und japanische Gebiete an die Sowjetunion. Das war die Zeit der größten Ausdehnung des Staates. Er grenzte damit an die Länder Rumänien, Ungarn, die Tschechoslowakei, Polen, Finnland, Norwegen, Nordkorea, Volksrepublik China, Mongolei, Afghanistan, Iran und Türkei. Ebenso grenzte die Sowjetunion an die Binnenmeere Ostsee und Schwarzes Meer, an die Randmeere Barentssee, Karasee, Laptewsee, Ostsibirische See, Tschuktschensee, Beringmeer, Ochotskisches Meer und Japanisches Meer sowie an den Pazifischer Ozean.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Albanien (1948–1961), Bulgarien, Polen, Rumänien, Ungarn, Tschechoslowakei und die 1949 gegründete Deutsche Demokratische Republik (DDR) durch den Machteinfluss der Sowjetunion als Satellitenstaaten kommunistisch regierte „Volksdemokratien“. Nach Stalins Tod wurde 1953 Nikita Sergejewitsch Chruschtschow (1894–1971) bis 1964 Parteichef der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU). Im Oktober 1962 brachte die Kubakrise durch die Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen auf Kuba die Welt an den Rand eines Atomkrieges, den der Präsident John F. Kennedy (1917–1963) der Vereinigten Staaten androhte. 1964 folgte Leonid Iljitsch Breschnew (1906–1982) bis 1982 als Parteichef der KPdSU. 1968 schlug die Sowjetunion die Freiheitsbewegung des Prager Frühling in der Tschechoslowakei nieder. Am 1. August 1975 unterzeichnete die Sowjetunion das Abkommen der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE). 1979 marschierten sowjetische Truppen in Afghanistan ein. Von 1982 bis 1984 war Juri Wladimirowitsch Andropow (1914–1984) Parteichef der KPdSU. Ihm folgte 1984 für gut ein Jahr Konstantin Ustinowitsch Tschernenko (1911–1985). Von 1985 bis 1991 war Michail Gorbatschow Parteichef der KPdSU. Er leitete erste Reformen ein. Durch Perestrojka (Umbau) und Glasnost (Offenheit) sollte der Realsozialismus reformiert werden. Jedoch verselbständigte sich die Entwicklung und entglitt zunehmend der Kontrolle der KPdSU, hinzu kam, dass die Reformen keine Wachstumssteigerung brachten. Die entstandene Unsicherheit wurden durch natürliche Katastrophen verstärkt. 1986 ereignete sich auf dem Gebiet der heutigen Ukraine die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl und 1988 ereignete sich mit dem Erdbeben von Spitak im Kaukasus eines der schwersten Erdbeben der letzten Jahrzehnte. 1990 wurde die DDR aufgelöst. Im August 1991 übernahm Wolodymyr Iwaschko (1932–1994) während des Augustputsches in Moskau für Gorbatschow das Amt des Generalsekretärs.
Durch die Alma-Ata-Deklaration wurde die Sowjetunion am 21. Dezember 1991 aufgelöst. Entstanden sind hierdurch die Länder Russland, Belarus, Estland, Lettland, Litauen, Moldawien, Ukraine, Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan.
Verwaltungsgliederung
Die Sowjetunion war formal eine Föderation. Von 1956 bis 1991 gab es als Gliedstaaten 15 nationale sozialistische Sowjetrepubliken (SSR, auch Unionsrepubliken genannt). Jede Sowjetrepublik hatte ihre eigene Hauptstadt, jedoch hatte Moskau als überregionale und teilrepublikübergreifende Hauptstadt der Sowjetunion sowie der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR) einen besonderen Status. Innerhalb der Sowjetrepublik gab es Autonome Sozialistische Sowjetrepubliken, Autonome Gebiete und Autonome Kreise.
Nr. | Sowjetrepublik | russisch | Hauptstadt |
---|---|---|---|
1 | Armenische Sozialistische Sowjetrepublik | Армянская Социалистическая Советская Республика | Jerewan |
2 | Aserbaidschanische Sozialistische Sowjetrepublik | Азербайджанская Советская Социалистическая Республика | Baku |
3 | Weißrussische Sozialistische Sowjetrepublik | Белорусская Советская Социалистическая Республика | Minsk |
4 | Estnische Sozialistische Sowjetrepublik | Эстонская Советская Социалистическая Республика | Tallinn |
5 | Georgische Sozialistische Sowjetrepublik | Грузинская Советская Социалистическая Республика | Tiflis |
6 | Kasachische Sozialistische Sowjetrepublik | Казахская Советская Социалистическая Республика | Alma-Ata |
7 | Kirgisische Sozialistische Sowjetrepublik | Киргизская Советская Социалистическая Республика | Frunse (heute Bischkek) |
8 | Lettische Sozialistische Sowjetrepublik | Латвийская Советская Социалистическая Республика | Riga |
9 | Litauische Sozialistische Sowjetrepublik | Литовская Советская Социалистическая Республика | Vilnius |
10 | Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik | Молда́вская Сове́тская Социалисти́ческая Респу́блика | Chișinău |
11 | Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik | Российская Социалистическая Федеративная Советская Республика | Moskau |
12 | Tadschikische Sozialistische Sowjetrepublik | Таджикская Советская Социалистическая Республика | Stalinabad |
13 | Turkmenische Sozialistische Sowjetrepublik | Туркменская Советская Социалистическая Республика | Aşgabat (bis 1927 Poltorazk) |
14 | Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik | Украинская Советская Социалистическая Республика | Charkow (1919–1934) Kiew (1934–1991) |
15 | Usbekische Sozialistische Sowjetrepublik | Узбекская Советская Социалистическая Республика | Taschkent |
Literatur
- 2000: Geschichte Russlands und der Sowjetunion: Von Lenin bis Jelzin, Leonid Luks, 575 Seiten, Pustet, ISBN 978-3791716879
- 2009: Studienhandbuch Östliches Europa: Band 2: Geschichte des Russischen Reiches und der Sowjetunion, Thomas M. Bohn und Dietmar Neutatz, 566 Seiten, Uni-Taschenbücher, ISBN 978-3825231682
- 2013: Kleine Geschichte der Sowjetunion 1917-1991, Helmut Altrichter, 272 Seiten, Verlag C.H.Beck, 4. Auflage, ISBN 978-3406652158
- 2016: Die Sowjetunion 1917-1991, Manfred Hildermeier, 270 Seiten, De Gruyter Oldenbourg, 3. Auflage, ISBN 978-3486718485